Redaktionelle Anmerkung:
Die folgenden Zeilen schrieb ich bereits in einer Nacht vor einigen Wochen auf.
Heute ist ein guter Anlass, diese zu veröffentlichen. Heute ist Weihnachten. Das Fest der Liebe. Deshalb sollten wir gerade heute noch einmal mehr als sonst an unsere Liebsten denken, Zeit mit ihnen verbringen und ihnen sagen und zeigen, wie sehr wir sie lieben…
Heute bin ich melancholisch…
…
Nein, heute gibt es kein Rezept. Es gibt auch keine lustige Anekdote aus meinem Leben.
Nein.
Heute nicht.
Heute sitze ich hier. An meinem Schreibtisch. Nachts um halb eins. Allein. Und ganz in meine Gedanken vertieft. Heute ist alles anders.
Vor ca. 1 1/2 Stunden erhielt ich einen Anruf. Bis dahin war es ein normaler Freitag Abend, den ich in der Küche verbrachte. Wie immer beim Rumwerkeln. Timm hatte ein Tischtennis-Spiel und fuhr um 19 Uhr los. Die Mannschaftsspiele sind oft Freitag abends.
Ein ganz normaler Freitag Abend eben.
Bis zu dem Anruf.
Ich habe Timm in all den Jahren noch nie so weinen gehört. Bis zu diesem Anruf vor 1 1/2 Stunden.
Timm rief an, schluchzend, ich verstand ihn erst überhaupt nicht. Dann brachte er über die Lippen, dass einer seiner Tischtenniskollegen einen Herzinfarkt hatte, mitten im Spiel… Er liege da und werde seit fast einer Stunde reanimiert. Timm schluchzte, er habe gerade mit der Frau des Tischtennisfreundes telefoniert und sie informiert. Sie hätte ihn vor lauter Verzweiflung angeschrien, rumgebrüllt, war mit den Nerven am Ende. Hatte niemanden, der sie in diesem Moment hätte auffangen können. Niemanden. Die Tochter war weit weg.
Ihr Mann verstarb noch an Ort und Stelle. In der Tischtennishalle.
Ein sehr netter, sympathischer Kerl. Ruhig. Freundlich. Ein Teamkollege. 54. Tot. Von jetzt auf gleich.
Ich denke an seine Frau. Ich würde sooo gerne helfen. So gerne was tun. Aber was?! Wie soll man jemandem mitten in der Nacht helfen, dem der wohl wichtigste Mensch gerade genommen wurde?! Urplötzlich?! Ein Moment, der dein ganzes Leben verändert.
Von jetzt auf gleich geht ein Mensch. Das passiert jeden Tag, jede Sekunde. Ganz oft ohne Ankündigung. Was aber, wenn es einem Menschen passiert, den wir lieben!? Was dann?!
„Der Tod ist ein Grübler“ sagt man bei uns auf dem Dorf. Und ja, das stimmt. Der Tod bringt uns zum Nachdenken. Stirbt ein uns geliebter Mensch kommen wir ins Grübeln, warum, wieso, weshalb. Warum nur, warum jetzt, warum habe ich nicht noch das und das getan, wieso habe ich dies so gemacht, weshalb lief es nicht anders. Hätte ich demjenigen doch nur noch sagen können, dass…
Leider ist der Mensch dazu prädestiniert, oftmals erst dann zu begreifen, was er hat, wenn er es bereits verloren hat. Wie toll es ist, wenn wir gesund sind, realisieren wir erst, wenn wir krank sind. Wie sehr wir jemandem hätten sagen sollen, dass wir ihn über alles lieben, überlegen wir uns erst, wenn dieser Akt ein Akt der Unmöglichkeit geworden ist. Warum?! Warum sind wir nicht viel mehr bei den Menschen, die wir über alles lieben?! Gedanklich, physisch. Warum tun wir lieber gänzlich unwichtige Dinge, vergeuden wichtige Zeit mit belanglosen Beschäftigungen…?!
Ich möchte nicht, dass die wenigen Menschen in meinem Leben, die ich über alles liebe, nicht wissen, dass diese Liebe grenzenlos ist. Ich will, dass diese Menschen, meine Familie, weiß, dass sie ALLES für mich ist. Wenn nicht mit Worten auszudrücken, dann vielleicht mit einigen wenigen unbeholfenen Zeilen hier.
Ich liebe meine Familie!! Diese Liebe hält mich am Leben. Meine Mom, mein Dad, mein Bruder, seine Katharina und mein Timm. Sie sind mein Leben. Und sie machen mein Leben lebenswert. Ich verbringe viel Zeit mit ihnen. Immer wieder gern. Auch wenn wir uns alle regelmäßig hin und wieder auf den „Sack“ gehen… Das gehört dazu.
Unsere Eltern sind das Beste, was meinem Bruder und mir in unserem Leben, unserem Lebensstart, unserem Lebensweg und unserem Dasein hätte passieren können. Ich spreche hier bewusst von UNS. Weil ich weiß, dass mein Bruderherz genauso denkt und fühlt.
Es fällt mir keine einzige Sache ein, die meine Mutter in meinen Augen „falsch“ gemacht hat uns Kindern gegenüber. Es gibt nichts was sie anders hätte tun können oder was ich anders machen wollen würde, hätte ich denn Kinder. Und das nach wie vor.
Die Tatsache, dass mein Vater ein sehr weiser Mann ist, ist mir bewusst. Ich kann mich nicht entsinnen, dass er, wenn es um die wichtigen und großen Dinge im Leben ging, einmal falsch lag mit seinen Ansichten, seinen Vermutungen, seinen Ratschlägen. Nie. Bis heute nicht. Auch wenn ich das vielleicht nicht immer einsehen wollte.
Unsere Eltern sind einfach großartig und ich genieße jeden Tag, jede Stunde, jedes Beisammensein, jedes Gespräch.
Davon soll es noch unendlich viel geben…
Mein Bruder ist mein Herz. Ich würde für ihn sterben. Jederzeit. Jeden Tag auf´s Neue. Immer und immer wieder. Ohne mein Herz könnte ich nicht leben. Deshalb bin ich froh, dass es ihm gut geht.
Und ich bin froh, dass er in seiner Katharina seine Wegbegleiterin gefunden hat und sie Teil von uns geworden ist.
Dankbar bin ich auch für Timm. Unendlich dankbar. Dass er in mein Leben getreten ist und wir gemeinsam versuchen, dieses Leben mit all seinen Höhen und Tiefen zu meistern. Dass er „mein Mann“ ist. Ein Leben ohne ihn will ich mir nicht mehr vorstellen!!
Nicht vergessen will ich hier auch noch unseren Kater Linus, „der kleine Mann“ – wie ich ihn nenne – , den wir alle sehr lieben und der spürt, wenn er gebraucht wird und sich deshalb seit einer Stunde, in der ich hier sitze und Tränen vergieße, an mich randrückt, mit mir kuschelt und mich tröstet.
Liebe ist wohl ohnehin das Einzige, was diese Welt zusammenhält. Deshalb sollten wir keine Zeit vergeuden, sondern unseren Geliebten sagen – oder auch schreiben-, was sie uns bedeuten!
Deshalb sage ich meiner Familie hier und jetzt, auch wenn sie das schon weiß:
IHR SEID ALLES FÜR MICH!!
Ich liebe Euch!! Für immer………..
Frohe Weihnachten!
❤ Mara
7 Kommentare
Liebe Mara,
………………………
9:14 und ich suche meine Taschentücher. Du berührst. Es ist ganz wunderbar zu lesen was du für ein Familienmensch bist. Wir haben auch einen sehr lieben Freund auf ähnliche Art und Weise verloren. Es dauert ewig bis man versteht das er einfach nicht wiederkommt. Ich denke sehr häufig an ihn und geblieben sind die gemeinsamen schönen Momente die wir zusammen verbracht haben. Ich weiß es sehr zu schätzen das unsere Tochter gesund und wir glücklich sind. Wir sagen uns auch sehr oft wie lieb wir uns haben. Liebe Mara, schreib doch der Frau eures Freundes diese deine Worte und verbringe etwas Zeit mit ihr. Es ist unvorstellbar schwer…….
Auch wenn es eine traurige Zeit für euch ist, wünsche ich dir und deiner Familie ein wunderschönes Weihnachtsfest. Fühl dich mal umärmelt…..
alles Liebe für dich
xx karin
❤️ Danke Karin ❤️
Liebe Mara,
dieser Text hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Ich glaube, ich bin kein großer Familienmensch. Ich bevorzuge es oft, lieber alleine zu sein. Aber durch deine Gedanken ist mir bewusst geworden, dass ich heute diesen Tag mit meiner Familie lieben und das Beste daraus machen sollte, denn nicht sehr oft im Jahr sind wir mal alle zusammen. Ich werde heute jede Minute an jeden Menschen denken, der mir etwas bedeutet. Ich danke allen Leuten, die mich jederzeit unterstützt haben, besonders in diesem Jahr… Ich wünsche jedem Stärke für das restliche und das kommende Jahr.
Liebe Mara, ich wünsche dir und deiner Familie fröhliche Weihnachten! 🙂
Saso
Liebe Saso,
ich hoffe du hattest einen schönen Heiligabend und konntest ihn im Kreise deiner Liebsten genießen!
Ganz liebe Grüße
Mara
Liebe Mara,
zwischen Tür und Angel lese ich gerade Deine Zeilen. In 45 min. wollen wir zum Kindergottesdienst, der Tisch ist noch nicht fertig gedeckt und für meinen Schatz habe ich gerade in letzter Sekunde noch ein Geschenk gebucht.
Sobald ich ein bisschen Luft habe – und die hat man am 24.12. mit zwei Kindern nicht … – schreibe ich Dir was mir durch den Kopf ging als ich vor allem die ersten Zeilen mit dem Telefonat mit Timm las. Fühl Dich auf jeden Fall mal gedrückt und auch wenn es „zu spät“ erscheint – melde Dich bei dieser Frau des Tischtenniskollegen – es gibt zu viele Menschen, die nicht „aushalten“ können, dass andere weinen oder einem brauchen. Vielleicht ist sie gerade allein, verzweifelt – vielleicht tut ihr ein liebes Wort an Weihnachten gut. Sag Ihr einfach, dass Du gerade an Sie denken musstest, dass Du sie umarmst und falls Sie jemanden braucht, auch da bist.
Alles Liebe für Euch, ein wunderschönes und besinnliches Weihnachtsfest. Maike
Liebe Maike,
danke für deine Zeilen!!!! Ich hoffe du hattest ein richtig tolles Weihnachtsfest mit deiner ganzen Familie!!!! ?
Liebste Grüße ?
[…] Menschen, die unser Leben lebenswert machen (zum Weihnachtspost 2014 geht es übrigens HIER und zum Weihnachtspost 2013 geht es HIER). Verbringt Eure Zeit mit denen, die ihr liebt und die ihr noch habt – so lange […]