Heute wird es mal etwas ernster hier auf dem Blog. Wen das Thema nicht betrifft oder wer sich nicht dafür interessiert, der sollte diesen Beitrag einfach ignorieren oder überspringen. Das nächste Rezept steht schon in den Startlöchern und kommt demnächst online. Aber vielleicht gibt es ja doch die ein oder andere (oder auch den ein oder anderen), der das hier durchlesen möchte…
Bald schon werde ich Mama sein. Hoffnungsvoller Weise von einem kerngesunden kleinen Jungen. In wenigen Wochen soll es soweit sein und mein derzeitiger kleiner Bauchbewohner wird das Licht der Welt erblicken. Wir freuen uns schon sehr, die Schwangerschaft verlief für den kleinen Mann prima, dem ging es offensichtlich die ganze Zeit ganz wunderbar da drin in seiner Höhle.
Allerdings habe ich vor dieser Schwangerschaft auch andere Erfahrungen gemacht. Es ist nämlich bereits meine zweite. Einige Monate zuvor hatte ich eine Fehlgeburt. Das ist jetzt ungefähr ein Jahr her. Damals, Ende der 9. Woche meiner ersten Schwangerschaft, musste sich mein Baby traurigerweise verabschieden, wahrscheinlich weil es sich einfach nicht richtig und gesund entwickeln konnte. Es kündigte sich einige Tage zuvor bereits an, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ich bekam Blutungen und musste in kurzen Zeitabschnitten zur Kontrolle den Frauenarzt aufsuchen. Die Fruchthöhle sah nicht gut aus und die Chancen, dass das gut geht, wurden von Tag zu Tag geringer, bis es eines nachts dann zur tatsächlichen Fehlgeburt kam, die mit heftigen Schmerzen verbunden war. Unser Baby hatte nicht überlebt.
Das war ein durchaus sehr trauriges Ereignis und eine mehr als nur unschöne Zeit, vor allem weil mein Mann und ich schon so lange am Nachwuchs arbeiteten und es bis dato einfach nicht hatte klappen wollen.
So, warum aber um Himmels Willen erzähle ich Euch so etwas privates?! Kann ich Euch sagen: Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe das Gefühl, dass für viele Menschen Fehlgeburten noch zu den wenigen Tabuthemen gehören, die unsere westliche Gesellschaft kennt. Keiner will darüber reden obwohl ich glaube, dass vor allem Frauen, die sowas erlebt haben durchaus Redebedarf haben. Darum rede ich heute mal über meine eigenen Erfahrungen diesbezüglich. Nicht, weil ich auch nur eine einzige Mitleidsmail möchte, ich will keine unnötige Aufmerksamkeit oder ähnliches, ganz im Gegenteil! Ich selbst habe dieses Ereignis im Endeffekt gut verarbeiten können. Aber die erste Zeit war dennoch nicht einfach. Und ich glaube, es wäre schlichtweg ein klein wenig einfacher gewesen oder es hätte mir geholfen, wenn ich damals bereits gewusst hätte, wieviele Frauen betroffen sind und bereits eine oder manchmal sogar mehrere Fehlgeburten durchmachen mussten. Womöglich hätte ich mich nicht so allein gefühlt, ich hätte gewusst, dass ganz ganz viele Frauen – gerade bei der ersten Schwangerschaft, aber auch später – Abgänge erleiden müssen und allein oder gemeinsam mit ihrem Partner sehr darunter leiden.
So im Nachhinein kenne ich wahnsinnig viele Freundinnen und Bekannte, die bereits schon mal eine Fehlgeburt hatten. Durch meine Frauenärzte weiß ich mittlerweile, dass es ein regelmäßiger und unglaublich häufiger Vorgang ist und nichts außergewöhnliches. Damals, als ich selbst diese Fehlgeburt erlitt, wusste ich das alles nocht nicht. Ich war mir nicht bewusst, wie oft das vorkommt. Woher auch. Man beschäftigt sich zuvor in der Regel ja überhaupt nicht mit dem Thema und durch die Tatsache, dass so gut wie keiner darüber spricht, ist man sich dieser Umstände auch überhaupt nicht bewusst. Im Gegenteil. Man fühlt sich in dieser Situation plötzlich völlig allein, man fragt sich, ob man was falsch gemacht hat, warum ausgerechnet einem selbst sowas passieren muss, wenn alle anderen doch fleißig ihre Kinder bekommen oder mit Babybkugel durch die Gegend laufen. Dass ganz viele andere Frauen auch erst eine oder mehrere Abgänge hatten bevor es mit dem Nachwuchs klappte, dessen ist man sich nicht im Klaren. Und das macht es viel schwerer als es ohnehin schon ist.
Wie gesagt, ich selbst konnte mit der Fehlgeburt nach einiger Zeit gut umgehen. Das lag zum einen daran, dass ich einen natürlichen Abgang hatte und nicht zum Ausschaben (so heißt das leider tatsächlich, wenn der Embryo oder andere „Überreste“ nicht von allein abgehen) ins Krankenhaus musste, was einigen Frauen nämlich nicht erspart bleibt. Bei mir hat alles die Natur geregelt. Grundsätzlich vertraue ich der Natur auch weitestgehend, da ich glaube, dass alles irgendwo seinen Sinn oder Grund hat. Insofern hatte auch diese Fehlgeburt ihren Grund, auch wenn es sehr traurig ist.
Zum anderen wurde ich recht schnell wieder schwanger, was mir natürlich auch wieder neue Hoffnung gegeben hat. Da durfte und darf ich mich sehr glücklich schätzen.
Wichtig finde ich jedenfalls, dass man sich folgender Umstände bewusst ist: Man muss sich selbst keine Vorwürfe machen, wenn man eine Fehlgeburt erleidet, meistens hat es genetische Gründe, warum der Embryo abgestoßen wird. Es liegt normalerweise nicht an einem selbst, auch wenn man sich erstmal fragt, ob man selbst die Schuld dafür trägt. Nein, tut man meistens nicht. Ich selbst habe weder geraucht noch getrunken, ich habe mich gesund und nach den heutigen anerkannten Regeln in einer Schwangerschaft ernährt, habe regelmäßig meine verschriebene Folsäure eingenommen, moderaten Sport gemacht, war immer mal wieder an der frischen Luft, habe keinen Schlag oder ähnliches auf den Bauch bekommen…nichts. Alles ok, eigentlich. Aber wenn z. B. mit den Chromosomen was nicht stimmt und sich das Kind nicht gesund entwickeln kann und aufgrund dessen wahrscheinlich auch nicht wirklick lebensfähig gewesen wäre, handelt die Natur einfach rechtzeitig und bricht die Schwangerschaft ab. Vielleicht war man auch selbst noch nicht bereit für eine Schwangerschaft, auch wenn man sie sich eigentlich wünschte. Womöglich musste der Körper die neue Situation erstmal verarbeiten oder – wie eine Freundin von mir sagte – austesten, um damit später klarzukommen. Wer weiß das schon so genau.
Jeder verarbeitet so ein negatives Erlebnis anders. Ich selbst wollte zunächst auch nicht darüber sprechen, schließlich wusste ja auch – außer meiner engen Familie – noch keiner von meiner Schwangersachft. Man sagt ja nicht umsonst, dass man die ersten drei Monate zunächst mal abwarten sollte.
Nach einiger Zeit fängt man nach einer Fehlgeburt dann allerdings doch gerne an, mit der ein oder anderen vertrauten Person darüber zu reden und erfährt plötzlich von immer mehr Frauen, die ebenfalls in dieser Situation waren. Das macht Mut. Mut dahingehend, dass es vielleicht beim nächsten Mal dann doch klappt mit dem Nachwuchs (denn bei anderen hat es beim zweiten oder dritten Anlauf dann auch funktioniert). Mut, weil man sich nicht alleine fühlt. Mut, weil man Hoffnung bekommt. Und genau aus diesem Grund schreibe ich heute diesen Beitrag. Weil ich selbst darüber sprechen kann, aber auch verstehe, wenn das andere nicht können, weil sie schwer unter diesem Ereignis leiden und womöglich schon jahrelang versuchen, schwanger oder erneut schwanger zu werden oder es bedauerlicherweise endgültig mit dem Nachwuchs nicht klappen wollte. Letzeres ist natürlich der allertraurigste Fall, welcher jedoch Gott sei Dank im Vergleich zu allen anderen Fällen eher selten ist.
Daher möchte ich allen Frauen, die sowas gerade erleiden mussten oder künftig erleiden müssen, Mut machen und Ihnen einfach sagen, SIE SIND NICHT ALLEIN. Im Gegenteil! Ich weiß wie gesagt, nicht immer geht jeder Wunsch in Erfüllung und bei manchen klappt es leider nie mit dem Kinderwunsch. Diesen Schmerz, den Frauen haben müssen, die gerne eine Familie hätten, es aber nie klappen wollte, kann ich selbst nicht nachvollziehen, da ich nur wenige Monate nach meiner Fehlgeburt wieder schwanger wurde. Und daher möchte ich diese schwierige Situation auch nicht einmal annähernd beurteilen. Einfach weil ich mir sicher bin, dass das ganz schlimm ist. Dennoch möchte ich den anderen Frauen sagen: Verliert nicht die Hoffnung, meistens klappt es beim nächsten oder übernächsten Anlauf!
Ich drücke auf jeden Fall jeder Frau die Daumen und sage KOPF HOCH, wenn es bislang noch nicht geklappt hat und hoffe, dass ich der ein oder anderen an dieser Stelle zumindest ein klitzekleinwenig Mut machen kann, wenn ich sage, dass ich trotz vorausgegangener Fehlgeburt hier nun mit einer dicken Babybauchkugel sitze und mich freue, wenn der kleine Knirps in ganz kurzer Zeit bei uns sein wird…
☆ Mara
14 Kommentare
Liebe Mara,
vielen lieben Dank für deinen tollen Beitrag zu diesem doch sehr traurigen Thema. Ich selber habe vor rund 10 Jahren zwei Fehlgeburten erleiden müssen – mit allem drum und dran (sprich Bangen, verlieren, Ausschabung, Depressionen). Nach der zweiten Fehlgeburt hat meine Gyn alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Ursachen herauszufinden. Außer ein paar Theorien ist aber „natürlich“ nichts festgestellt worden. Ich habe mich irgendwann an ein Forum gewendet, in dem sich viele Frauen/Mütter über ihre Fehl- und leider auch Totgeburten ausgetauscht haben. Das hat mir tatsächlich geholfen. Wirklich „abschließen“ konnte ich aber erst, als ich mit meinem damaligen Partner nach der Trennung (die zwei Jahre später und unabhängig von den Fehlgeburten war) noch einmal gemeinsam als Eltern zum Friedhof gegangen bin, um uns noch ein letztes Mal gemeinsam von unseren beiden Sternchen zu verabschieden. Wir haben aus tiefstem Herzen noch einmal getrauert und als wir zum Friedhofsausgang kamen, merkte ich, dass ich nun meinen Frieden gefunden hatte. Seither ist das Thema für mich geheilt. Ich denke oft an meine beiden, auch wenn ich nie wieder versucht habe, schwanger zu werden.
Auch ich gehe seither sehr offen mit dem Thema um und habe mit Erschrecken festgestellt, wieviele Frauen davon betroffen sind und – was mich noch viel mehr erschrickt – wie sehr das Thema tabuisiert wird. Auch meine Erfahrung hat gezeigt, dass es aber durchaus den allermeisten Betroffenen (sowohl Frauen als auch Männern) gut tut, wenn sie mal frei darüber reden können.
Auch ich will heute kein Mitleid mehr, das stelle ich in jedem Gespräch auch klar. Ich freue mich über jedes einzelne Kind, das seinen Weg auf die Erde findet und betrachte sie alle als kleines Wunder!
Ein Ritual, das mir seit sehr vielen Jahren nun schon sehr wichtig und heilig ist und mir auch immer mehr Kraft, Vertrauen und Mut gibt, ist die Kerze, die weltweit an jedem 2. Sonntag im Dezember um 19:00 Uhr ins Fenster gestellt wird und der Sternchen gedenkt! In diesen 5-15 Minuten stelle ich alles aus, lasse mich von niemandem ansprechen und bin zu 100 % bei meinen beiden und genieße es, ihrer zu gedenken, sie und auch ihren Vater zu segnen und mir sicher zu sein, dass sie ihren Weg gefunden haben und es ihnen gut geht.
Ich wünsche allen Betroffenen, dass sie ihren Frieden finden und sich sicher werden, dass sie keine Schuld an den Ereignissen haben! Traut euch auch bitte alle, offen darüber zu reden – da kann ich dir, Mara, nur zustimmen!
Für die kommende Zeit wünsche ich dir und deinem Mann im Bauch und deinem Mann außerhalb des Bauchs eine entspannte, glückliche und vor allem gesunde Zeit!!!
Herzlichen Gruß
Nicole
Auch ich musste diese Erfahrung vor meiner ersten Schwangerschaft machen. Es passierte in SSW 11 und ich bekam eine Ausschabung. Ich hab mir die Zeit zum Trauern genommen, auch wenn ich wusste dass sowas vor der 12 Woche ganz normal ist und das sowas jeder zweiten Frau einmal in ihrem Leben passiert. Dieses Erlebnis hat allerdings meine Entscheidungen bei den nächsten Schwangerschaften stark beeinflusst. Jetzt war ich mir sicher dass ich mein Kind nicht umbringen könnte (z.B. weil eine mögliche Behinderung festgestellt wird). Ich wollte nach einiger Zeit auch darüber sprechen, weil es mir gut getan hat etwas von dem Ballast abzugeben. Und wenn jetzt jemand Interesse hat, erzähl ich die Geschichte gern. Es ist einfach ein Kapitel im Buch meines Lebens. Es sollte kein Tabuthema sein!
Viele Grüße, Steffi
In Frankreich gibt es einen Begriff für die Mütter die so etwas erleben mussten : sie werden Mamange :Maman ( Mama)und ange ( Engel) für Engelsmutter… Natürlich macht es nichts leichter aber diese Mamas haben damit einen Anerkennung..
Das ist ein schöner Begriff/Name, finde ich. Ich selber bezeichne mich gerne als Sternchenmutter, was dem ja schon recht nahe kommt…
Das hast du sehr schön geschrieben liebe Mara. Auch ich musste schon eine Fehlgeburt erleben und wurde ausgeschabt. Man fällt zuerst in ein tiefes Loch und man muss versuchen positiv zu denken und neuen Mut zu fassen. Ich wurde glücklicherweise nach drei Monaten wieder schwanger und jetzt haben wir unseren kleinen Schatz der nächste Woche fünf Monate alt wird. Wir sind so unendlich dankbar ihn zu haben. Es ist immer wieder ein Wunder! Ich wünsche dir für die letzten Tage deiner Schwangerschaft alles gute und es wird ein unbeschreibliches Gefühl sein wenn du deinen kleinen Schatz in den Armen halten kannst!
LG Katja
Eigentlich ist es doch unglaublich, dass das noch immer ein Tabuthema ist… Aber ja, ich denke, du hast damit Recht. 🙁 Wie du schon schreibst: DIe 3 Monate, die man warten soll, haben schon ihren Grund und allein das zeigt eigentlich schon, wie oft die Schwangerschaft von der Natur abgebrochen wird. Bei mir war es nicht so, aber ich habe zwei Freundinnen, die ähnliches durchgemacht haben.
Ich wünsche dir alles Gute für dein Baby und dich!
Viele Grüße, Becky
Hallo Mara,
ich finde es super, dass du so offen über das Thema schreibst. In meinem Freundeskreis und auch in der Familie wird zum Glück sehr offen (im Vergleich zur Allgemeinheit) über das Thema gesprochen. Dadurch und auch durch Aufklärung wusste ich schon von den „Zahlen“ der Abgänge.
Für mich war von Anfang an klar, dass ich im Fall einer Fehlgeburt auf jeden Fall darüber reden möchte. Genau aus diesem Grund habe ich die Schwangerschaft am Anfang auch nicht verheimlicht. Ich habe mit allen darüber geredet, mit denen ich auch über eine Fehlgeburt geredet hätte. Das hat mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben, auch wenn natürlich die Angst durch reden nicht weggeht.
Ich habe das Glück, dass alles gut gegangen ist und unser Bauchbewohner sich wunderbar entwickelt. Ich hoffe, dass das auch so bleibt.
Dir wünsche ich in den restlichen Wochen deiner Schwangerschaft nur das Beste!!!
LG
Inger
Danke für deinen sehr guten Blogeintrag. Bin auch mehrfache Sternchenmama. Hatte aber das Glück dass es nicht die ersten Schwangerschaften waren sondern die Letzten.
Was nur bedingt ein Glück ist. Denn dann bekommst gesagt, was willst du denn du hast doch schon Kinder. Dass wir und aber auch auf diese Kinder freuten und es mir sehr schmerzt zu wissen das eine ist im Familiengrab und das andere ja von dem konnte ich mich gar nicht verabschieden. Im Grunde weiss ich es ist gut so wie es gekommen ist, aber hin und wieder an besondern Tagen ist es mir doch bissi wehmütig ums Herz.
Euch alles erdenklich Gute für und mit eurem noch in der Höhle Lebendem Baby.
Liebe Mara,
wie recht du hast…leider ist es immer noch ein Tabu Thema. Auch ich hatte als erstes eine Fehlgeburt, man nannte es seinerzeit Windei. Ich war bereits im 4 Monat, Windei
bedeutet das die Fruchtblase leer ist, aber die Gebärmutter trotzdem wächst.
Auch ich habe (vor 37 Jahren) wenig darüber gewußt, als ich darüber sprach stellte ich fest, dass es nicht nur mich getroffen hatte, sondern dass es sehr vielen Frauen so geht. Ich wünsche Dir bzw.euch alles Gute, genießt es.
Lieben Gruß
Dagmar
Wie unglaublich mutig, liebe Mara. diese sehr private Geschichte im Internet zu teilen. Für Dich und Deinen kleinen (und großen) Mann alles erdenklich Gute!
Liebe Mara,
vielen Dank für deine ehrlichen Worte und deinen aufmunternden Bericht. Ich bin mir sicher, dass er vielen Leserinnen Hoffnung gibt. Der richtige Umgang mit diesem sensiblen Thema ist wichtig und manchmal glaube ich, dass man als Betroffene gar nicht weiß, wie man sich verhalten soll.
Ich selbst habe mein 2tes Baby verloren. Schon die erste Schwangerschaft war schwierig. In der 12. Woche bekam ich nachts starke Blutungen. Zu diesem Zeitpunkt war ich allein, mein Mann auf Betriebsausflug. Meine Eltern 100 km weit weg. Der Frauenarzt der bei der Untersuchung den Monitor wegdrehte als er das ganze Blut sah, und erst als er einen Herzschlag gefunden hatte. Wir hatten Glück und durften unseren gesunden Sohn in die Arme schließen. Als ich 2 Jahre später wieder schwanger wurde, war unser Glück perfekt. Da mein Mann schon aus erster Ehe einen Sohn hatte, wünschte er sich nun nach 2 Jungs ein Mädchen und ich hatte sofort das Gefühl, diesmal wird es eine Tochter. Und dann ging das ganze wieder los. In der 7. Woche Blutungen. Im Krankenhaus wurde mir gesagt, dass alles ok ist, ich konnte sogar den kräftigen Herzschlag sehen. 2 Wochen später hatte ich wieder Blutungen, die Junge Ärztin die mich untersuchte meinte, alles ok, aber ich konnte keinen Herzschlag sehen. „Doch, doch, da ist ein Herzschlag, machen sie sich nicht verrückt“. Auf der Fahrt nach Hause war ich total panisch, sagte meinem Mann, dass da kein Herzschlag war, aber der versuchte mich zu beruhigen, die Ärztin hätte doch einen Herzschlag gesehen.Aber da die Blutungen nicht aufhörten und mein Frauenarzt im Urlaub war entschied ich mich nochmal ins Krankenhaus zu fahren. Die Ärztin untersuchte mich wortlos und verschwand. Kurz darauf kam sie mit einem älteren Kollegen wieder, der mich ebenfalls untersuchte, aber alleine am Gesichtsausdruck war klar, diesmal war es nicht gutgegangen. Tatsächlich war mein Sternchen schon kurz nach der ersten Blutung gestorben. Nach der Größe es 2 Wochen zurück und so war klar, dass schon bei der vorherigen Untersuchung kein Herzschlag mehr war. Der Arzt führte mit mir ein langes Gespräch, anschließend wurde ich zur Ausschabung gebracht. Ich weißnoch, wie ich in den OP geschoben wurde, meine Hände auf meinen Bauch legte und mich bei meinem Zwerg entschuldigte. Und an das Gefühl nach dem Aufwachen allein zu sein.
Besonders schlimm waren für mich die vielen Kommentare. Wir hatten gleich zu Beginn die Schwangerschaft bekannt gemacht und dann kamen so Sprüche wie „Das war ja noch gar kein richtiges Baby, nur ein Zellhaufen“, „Die Natur regelt sowas von alleine“ oder von meiner Schwiegermutter „Ich hab eins in der 12 Woche verloren, aber das sind ja noch keine Kinder. Also stell dich nicht so an“ Meine Mama, die selbst eine Fehlgeburt hatte, war die einzige die meine Trauer verstehen konnte, die mich auffing. Keine meiner Freundinnen hatte eine Fehlgeburt gehabt, 2 waren sogar gerade mit mir Schwanger gewesen, und da lief alles problemlos. Mein kleiner Sohn, war aber so toll. Wir hatten ihm das alles erklärt, und oft wenn ich weinte, drückte er mich und sagte, „Mama, das Baby ist ausgezogen aus deinem Bauch, aber es kommt bestimmt wieder“ Ja, und dann war da immer die Frage warum. Was habe ich falsch gemacht. Zum Schluss gab ich sogar meinem Mann die Schuld, weil er ein paar Tage zuvor in einem Spielzeugladen gesagt hatte „Wenn ich diese ganzen rosa Puppen sehe, dann will ich glaub doch lieber einen Jungen“, als ob er mir das Baby aus dem Bauch gewünscht hätte. Blödsinn, aber im Kummer denkt man einfach auch blöde Sachen. 2 Wochen später rief mich dann mein Frauenarzt an und bat mich in die Praxis zu kommen. Er hatte vom Krankenhaus den Bericht über meine Fehlgeburt bekommen und ein Satz hatte ihn hellhörig gemacht. Im Gespräch hatte ich dem Arzt im Krankenhaus erzählt, dass ich nach dem Abstillen immer noch milchiges Sekret in der Brust hatte….dies und die Tatsache, dass ich schon in der ersten Schwangerschaft Probleme hatte, brachte ihn auf die richtige Spur. Mein Körper produzierte zu wenig Gelbkörperhormon, welches in den ersten 12 Wochen entscheidend dafür ist, dass die Schwangerschaft fortbesteht. Aber der 12 Woche bildet der Fötus selbst dieses Hormon, davor muss dies die Mutter machen. Für mich war diese Nachricht Fluch und Segen. Was andere Mütter tröstet, dass mit dem Baby irgendwas nicht gestimmt hat, hat für mich nicht zugetroffen. Mein Zwerg war vermutlich gesund und hätte ich meinem Frauenarzt vorher davon erzählt, hätte es vermutlich nicht gehen müssen. Ich habe als Mutter versagt, und das hat mir sehr weh getan, tut es manchmal heute noch. Als ich dann aber sofort wieder schwanger wurde und meine Gelbkörpertherapie bekam, diesmal eine Schwangerschaft ohne Blutungen hatte, war ich dankbar dafür, dass mein Frauenarzt sofort die richtige Ahnung hatte. Ohne ihn hätte ich auch mein drittes Baby nicht halten können. Als er mir sagte, dass ich eine Tochter bekomme, war es, als ob mein Sternchen mir seine Schwester geschickt hat, dass sie mir verziehen hat, dass ich nicht gut genug auf sie aufgepasst habe. Und während dieser Schwangerschaft haben wir tatsächlich erst nach 13 Wochen die Schwangerschaft bekannt gegeben. Die vielen unbedachten Kommentare hatten mich einfach zu sehr verletzt. Selbst meiner Mutter habe ich es nicht erzählt. Sie hatte bei meiner Fehlgeburt so sehr mitgelitten und dabei ihre eigene Fehlgeburt wieder so vor Augen gehabt, dass ich es nicht über mich gebracht habe. Diesmal wollte ich alles alleine mit mir ausmachen. Das ganze ist jetzt 6 Jahre her, und auch wenn es stimmt, die Zeit heilt alle Wunden, bleibt doch eine klitzekleine Narbe. Wir tragen sie alle, die wir ein Sternenkind haben. Und wir tragen sie mit stolz. Denn wir sind trotzdem die Mütter dieser Kinder, wenn auch nur für eine kurze Zeit unter unserem Herzen, aber für immer in unseren Herzen.
Vielen Dank liebe Mara für diese ehrlichen Worte und dass du deine persönlichen Dinge mit uns teilst. Das ist wirklich noch ein Tabuthema in der Gesellschaft und ich danke dir, dass du den Frauen MUT machst!
Für deine weitere Schwangerschaft wünsch ich dir alles Gute!
Liebe Grüße
Jessi
[…] dem Neuen. Nachdem ich einige Wochen später sodann leider eine Fehlgeburt erlitt (ich hatte Euch HIER über dieses traurige Ereignis berichtet), war der Wunsch nach einem Baby danach größer denn je. […]
Hallo Mara…
Ich bin gerade in dieser unglaublichen Situation. Noch ist mein Engel in meinem Bauch, aber ich habe diese Woche erfahren müssen, dass sein Herzchen nicht schlägt und es wohl vor 3 Wochen schon aufgehört hat zu wachsen. Nächste Woche muss ich ins Krankenhaus.
Als ich es 2 Kolleginnen erzählt habe, weil ich verheult im Büro saß, haben mir beide von ihren Fehlgeburten berichtet. Bei einer war es noch nicht mal lange her. Ihr hatte ich das vorher gar nicht angemerkt, obwohl wir mehr sind als nur Kolleginnen. Aber ich kann und will meine Trauer nicht verstecken.
Von daher ein großes Dankeschön für deinen Blogeintrag. Es ist gut zu Wissen, dass man mit der Trauer nicht allein ist.
Der schönste Satz kam von meiner Mama: Denk daran, du musst da nicht alleine durch! Das wünsch ich allen anderen Sternchenmamas…