Heute ist es endlich soweit, ich zeige Euch wie man Feigenbäume vermehrt und aus Ästen neue Bäume ziehen kann. Als ich vor einigen Wochen meine Feigenbäume auf Instagram gezeigt und Euch in den Stories verraten habe, dass ich die alle selbst ziehe, habe ich unzählige Nachrichten von Euch bekommen, weil so viele wissen wollten wie ich das mache. Einige wollten meine Ableger sogar kaufen, andere wollten das selbst ausprobieren und weitere Tipps erhalten wie man das macht und was man dabei beachten muss. Einen kleinen Überblick von Teilen unseres Gartens (vor allem vom Gemüsegarten) bekommt Ihr übrigens auch HIER.
Ableger verkaufen oder verschenken kann ich leider (noch) nicht, dafür sind meine neuen Zöglinge noch zu klein, das dauert immer ein wenig. Sobald sie groß genug sind, werde ich es Euch auf Instagram wissen lassen. Dafür zeige ich Euch aber heute wie ich meine Bäumchen vermehre. Das funktioniert nämlich ganz einfach. Als ich Euch in meiner Instagram Story gezeigt hatte wie das funktioniert, haben es einige von Euch danach sogar schon erfolgreich ausprobiert. Ich habe viel Feedback bekommen, dass Eure Ableger bereits angegangen sind uns austreiben. Das fand ich wirklich toll, bei manchen ging es sogar schneller als bei mir selbst, denn bis ein Ast neue Triebe entwickelt, kann durchaus auch einige Zeit ins Land vergehen, ein paar Wochen würde ich den Ästen jedenfalls schon geben.
So, nun aber erstmal zu meinen Feigen. Wir leben in Baden-Württemberg, hier ist das Klima sehr mild, ich kann nicht abschätzen wie es sich in anderen, kälteren Regionen verhält, sondern hier nur aus eigener und persönlicher Erfahrung berichten. Derzeit haben wir 8 größere Feigenbäume im Garten stehen (und einige neue Zöglinge zusätzlich in Töpfen). Diese Bäume sind im Boden eingepflanzt und bleiben auch im Winter draußen. 3 der Bäume habe ich mal gekauft, die anderen habe ich aus diesen Bäumen dann selbst gezüchtet. Hier seht Ihr zum Beispiel einen Baum, der vor drei Jahren noch ein kleiner Ast war:
Ja, das ist kein Witz. Die Bäume wachsen hier rasend schnell, das liegt mit Sicherheit teilweise am Wetter, an den Standorten (wind- und wettergeschützt), den Feigensorten und am Kies, den wir rund um alle Bäume liegen haben. Kies speichert Wärme, das scheint den Bäumen zu gefallen. Im Winter wickeln wir die Feigenbäume nicht ein, sie bekommen bei uns keinen extra Schutz. Das Einzige was man nach dem Frost bei Bedarf machen kann ist, dass man erfrorene Äste abschneidet bzw. die Enden der erfrorenen Äste kürzt bis dahin wo sie offensichtlich noch in Takt sind. Das erkennt man, der kaputte Teil ist verschrumpelt und dunkelbraun, intakte Stellen sind glatt und meist etwas heller. Wir haben blaue und grüne Feigen im Garten. Die blauen Feigenbäume schmeißen sehr große, dunkelblaue und sehr weiche Früchte ab. Die grünen Feigen sind fester, minimal kleiner und sie bekommen nur einen leicht rot-bläulichen Schimmer, wenn sie reif sind. Die blauen Feigenbäume bekommen in der Regel nicht ganz so viele Früchte wie die grünen, aber die Ernte ist bei allen Bäumen toll.
Wir ernten in guten Jahren so viele Feigen, dass wir manchmal gar nicht wissen wohin damit. Am liebsten essen wir sie pur, direkt vom Baum. Aber ich verarbeite sie auch gerne weiter. So gibt es jedes Jahr diverse Sorten Feigensenf (schmeckt sooo toll zu Käse!), Feigenkuchen, Flammkuchen mit Feigen und vieles mehr. Sofern Ihr interessiert seid an Rezepten, lasst es mich gerne in einem Kommentar am Ende des Beitrags wissen, dann tippe ich sie mal für Euch ab. Ach übrigens, bis man aus einem neuen Feigenbaum Früchte ernten kann vergehen bei uns ca. 2 Jahre. Auch kleine Bäume, die im Topf gehalten werden, bekommen Früchte. Denn man muss sie ja nicht zwangsläufig auspflanzen. Der Topf darf nur nicht zu klein sein, sondern muss ausreichend Platz und Erde für den Baum bieten. Zudem sollte man unten im Topf eine Drainage einbauen, damit das Wasser ablaufen kann. Sprich, einfach unten im Topf ein paar Steine stapeln bevor die Erde drauf kommt. Im Topf werden die Bäume natürlich nicht so groß wie im Freien, aber Früchte bekommen unsere trotzdem.
Neue Feigenbäume ziehen – so geht’s:
Allgemein gilt, Feigenbäume zieht man bei uns in Deutschland am besten im Frühjahr. Wenn der Frost definitiv rum ist und die warmen Monate vor uns liegen. Im Sommer funktioniert das auch noch, ebenso im Herbst, wobei die Zöglinge vom Herbst den Winter dann gerne mal nicht überleben, wenn sie draußen stehen bleiben.
Zwei Methoden
Es gibt zwei Methoden, neue Bäume zu ziehen:
Methode 1
Ableger machen aus den kleinen Trieben, die bei einem bereits bestehenden Baum nahe des Stamms manchmal aus dem Boden wachsen (siehe Foto oben).
Diese kleinen Triebe ganz vorsichtig aus der Erde ziehen, aber erst, wenn sie schon ein wenig größer und höher sind als auf dem Foto oben. Man benötigt etwas Zug, da sie gerne auch mal fester mit dem Baum verwachsen sind. An vielen Trieben hängen bereits Wurzeln dran, die man beim Rausziehen – wenn möglich – nicht beschädigen sollte, daher hier vorsichtig vorgehen. Je größer der Trieb desto besser ist die Chance, dass sich bereits stärkere Wurzeln gebildet haben.
Die Triebe nun einfach in Pflanzerde setzen (hier funktioniert eigentlich jede übliche Pflanz- oder Blumenerde), angießen und die nächsten Wochen gut feucht halten.
Staunässe grundsätzlich vermeiden.
Es dauert etwas bis die Triebe sich erholt haben und wachsen. Meistens verlieren sie auch erstmal einige oder sogar alle Blätter, das ist normal.
Hier heißt es jetzt einfach: Geduld haben und abwarten bis die Triebe angewachsen sind. Manchmal meint man, dass die Triebe kaputt sind, obwohl man sie einfach nur noch eine Weile stehen lassen müsste. Gebt ihnen bitte Zeit.
Methode 2
Ableger aus abgeschnittenen Feigenbaumästen ziehen.
Einen Ast von einem bereits vorhandenen Feigenbaum abschneiden. Hier kann man noch junge und grüne Äste verwenden, aber auch bereits ältere braune, festere Äste.
Meistens gilt, je verholzter ein Ast schon ist, desto länger dauert es bis er austreibt. Beides, sowohl junge als auch ältere Äste, funktioniert jedoch gleich gut.
Manchmal werden die Äste sehr braun und verwelken fast komplett. Dann allerdings trotzdem abwarten, häufig sprießen sie aus dem Boden dann nochmal neu aus.
Ab und an passiert es aber natürlich auch, dass Äste nicht angehen
So, der Reihe nach. So könnt Ihr die Ableger ziehen:
Einen Ast von einem bereits bestehenden Baum abschneiden (der Ast sollte wenn möglich keine Früchte tragen, da er ansonsten die Kraft in die Früchte steckt und nicht ins Wachstum)
Die unteren Blätter vom Ast entfernen, einfach vorsichtig abbrechen.
Den Ast in Pflanz- oder andere geegnete Blumenerde setzen. Angießen und die nächsten Wochen feuchthalten. Staunässe jedoch dringend vermeiden.
Abwarten und Tee trinken. Es dauert bis die abgschnittenen Äste neu austreiben. Zunächst verlieren die Triebe meistens alle ihre Blätter, das ist normal. Sie sehen dann ganz kaputt aus.
Kleinere Äste verwelken gerne komplett oder nahezu komplett, der untere Teil nahe der Erde oder in der Erde bleibt aber meistens heil.
Manchmal gehen Äste natürlich auch nicht an. Ob sie kaputt sind, erkennt man am besten daran, wenn sie bis zur Erde verwelkt, schrumpelig und braun sind (wobei sogar bei diesen Ästen noch die Möglichkeit besteht, dass sie von ganz unten neu austreiben werden). Nicht kaputt sind sie hingegen, wenn sie unten noch einen kleinen grünen Bereich haben, an welchem der Ast noch glatt und nicht verdorrt ist. Links seht ihr z. B. einen Ast, der oben zwar verwelkt, unten aber noch einen kleinen grünen und intakten Teil hat. Rechts seht ihr einen Ast, der komplett kaputt ist und wahrscheinlich nicht mehr austreiben wird.
Wenn die Äste nach einigen Wochen dann austreiben, so kann man den oberen verwelkten und kaputten Teil der Äste einfach abschneiden. Man erkennt ganz gut bis wohin der Ast noch lebt, da die kaputten Stellen ganz schrumpelig und eingedorrt sind. Den eingedorrten Teil abschneiden. Manchmal sind die Äste allerdings komplett in Takt, dann natürlich nichts abschneiden, dann treiben sie auch nicht von der Seite aus, sondern direkt oben am Ende des Astes.
Irgendwann sprießen die Äste dann aus, das sieht dann wie folgt aus (hier ein Ast, der seitlich austreibt):
Und wenn man die Bäume ab sofort gut pflegt und sie einen idealen Standort mit passendem Klima haben, dann kann man eventuell schon nach zwei Jahren die ersten Feigen ernten. Wir hatten dieses Jahr unter anderem diese „Monsterfeigen“, die waren wirklich riesig und wie immer verdammt gut:
Die Feigen werden nach und nach reif. Bei uns ab ca. Mitte Juni, die Ernte geht bis Ende September, Anfang Oktober. Es gibt meistens zwei große Schübe an reifen Früchten. Unreife Früchte sind übrigens immer noch sehr klein und ganz fest. Reife Früchte werden plötzlich über Nacht groß und ein, zwei Tage später weich mit blauer oder bläulich schimmernder Farbe. Hier seht Ihr links unreife Früchte, rechts eine reife:
Übrigens, man kann die Triebe oder Feigenäste zunächst auch ins Wasser stellen. Vor allem dann, wenn man sie nicht gleich in Erde pflanzen kann. Manche Äste ziehen darin neue oder weitere Wurzeln. Allzu lange lasse ich sie allerdings nie im Wasser stehen, höchstens ein paar Tage. Das Wasser regelmäßig erneuern.
Die richtige Pflege beim Feigenbaum
Im Sommer bei heißen Temperaturen gießen wir die Bäume regelmäßig. Dünger oder ähnliches bekommen sie bei uns normalerweise nicht, höchstens mal ein klein wenig Biodünger, wenn grad welcher übrig ist. Im Winter machen wir gar nichts, sie bekommen keinen Schutz oder ähnliches. Kann man sicherlich machen, wir tun es nicht. Erfrorene Astenden nach dem Winter im Frühjahr einfach kürzen. Wir schneiden die Bäume nach Bedarf. Erstmals im Frühjahr, nach dem Frost. Vor dem Austrieb ist es sicher am sinnvollsten, wir schneiden öfters aber auch später, wenn die Blätter dran sind. Dann sieht man auch besser was man abschneidet. Kleine Triebe und Äste am Baum können gerne großzügig weggeschnitten werden, der Baum braucht Licht und Luft. Vor allem wollen wir ja, dass der Baum seine Kraft in die starken Äste und künftig daran hängende Früchte steckt. Ein Schnitt im Herbst sollte nicht mehr unbedingt erfolgen, weil die Schnittflächen in den kalten Monaten Schäden abbekommen könnten.
So Ihr Lieben, habe ich was vergessen?! Habt Ihr Fragen zu den Bäumen? Oder zur Anzucht? Falls ja, dann schreibt Euer Anliegen hinsichtlich der Feigen einfach unter den Beitrag ins Kommentarfeld, dann kann ich sie beantworten.
Wollt Ihr mehr solche Gartenbeiträge?! Erfahren wie man Yuccapalmen züchtet oder Wassermelonen anbaut? Oder wollt Ihr sehen was ich alles in meinem Gemüsebeet anbaue? Wenn ja, dann teilt es mir einfach als Kommentar mit. HIER könnt Ihr Euch schonmal einen kleinen Eindruck von unserem Garten holen (in der Story dort seht Ihr auch unsere Yuccapalmen, unsere Wassermelonen und vieles mehr). Und nun viel Erfolg und vor allem viel Spaß beim Feigenzüchten!
☆ Mara
83 Kommentare
Hallo Mara, ich habe gesehen, dass Du auch Yuccapalmen im Garten hast. Was machst Du damit nach der Blüte? Ich entferne die ganze Pflanze mit dem Blütenstiel. Ich glaube aber, dass das falsch ist. Bitte gib mir einen Tipp. Finde Deinen Blog übrigens toll. Hatte vor Jahren eine Feige die auch getragen hat, aber im Winterquartier kaputt gegangen ist. Ich werde es dieses Jahr nochmal mit einem Exemplar in der Erde versuchen. Deine Bäume sind echt toll. LG aus Bayern
Ich schneide nur den Blütenstiel soweit unten wie möglich ab. Der Rest bleibt 🙂
Hallo Mara,
ich bin begeistert, Dein Garten ist ein Paradis.
Zum ersten mal habe ich die frischen Feigen in einem Club auf Fuerteventura gegessen, seit dem versuche ich die selber in meinem Garten zu haben aber die haben bis jetzt keinen Winter überlebt oder doch überlebt aber nichts getragen.
Besteht bitte eine Möglichkeit von Dir einige Sorten der Feigen (Ableger) zu kaufen.
Deine Antwort wird mich sehr freuen.
Liebe Grüße
Mia
Hallo liebe Mia,
vielen Dank für deine Anfrage. Leider verkaufe ich keine Ableger. Habe momentan auch gar keine 🙁 Eventuell verlose ich im Spätsommer wieder welche (da sich so viele Leser Ableger wünschen oder anfragen, habe ich das jetzt schon zwei oder drei Mal im Spätsommer gemacht), das kann ich jetzt aber noch nicht mit Sicherheit sagen. Muss erst schauen, ob ich welche ziehen werde. Falls eine Verlosung stattfinden wird, werde ich das hier auf dem Blog natürlich bekanntgeben.
Liebe Grüße
Mara
Mein Feigen Baum kriegt sehr viel Fruechte , aber erst sehr spaet , sodas sie keine zeit haben
zu reifen bevor das Wetter zu kalt wird ! Was kann ich tun das sie fruher reifen ?